Frauenfußball hat sich in 60 Jahren durchgesetzt – Eindrücke aus Bookhorn
von Claus Hock
Bookhorn „Frauenfußball ist genau so wie Männerfußball – nur schlimmer“, sagt Sarah Berger (27) von der Damenfußballmannschaft der SG Bookhorn und lacht. Selbstbewusst und mit viel Spaß dabei sind sie, die zur Zeit 19 Spielerinnen der SG Bookhorn. Auch wenn es noch Vorurteile gibt, sind sich die Fußballerinnen einig: Frauenfußball ist im Sport angekommen.
Vor 60 Jahren sah dies noch anders aus: Am 23. September 1956 fand das „erste“ Länderspiel einer deutschen Frauenfußballnationalmannschaft statt – ohne Segen des Deutschen Fußballbundes (DFB), gegen die Niederlande, in Essen, Mathias-Stinnes-Stadion. Der Kaufmann Willi Ruppert hatte 1956 den Westdeutschen Damenfußballverband, ein Jahr später dann den Deutschen Damenfußballverband gegründet. 18 000 Zuschauer kamen zu diesem inoffiziellen Länderspiel und sahen die deutschen Kickerinnen mit 2:1 siegen.
„Wenn man bedenkt, dass die Frauennationalmannschaft sehr erfolgreich ist, ist es wirklich schade, dass sie so wenig Beachtung findet“, ärgert sich Yvonne Rasche (24) von der SG Bookhorn. „Aber das Frauenbild hat sich zum Glück seit 1956 grundlegend verändert“, ergänzt sie.
Und tatsächlich, Sätze wie „ein Fußballmädchen mit Fritz Walter zu vergleichen, ist für jeden echten Sportler ein Schlag ins Gesicht“, mit dem ein Essener Sportjournalist einen entsprechenden Vergleich nach einem Spiel kommentierte, gehören mittlerweile wohl der Vergangenheit an. Und auch im Sport geben sich Männer und Frauen heute wenig, wenn der Ehrgeiz erstmal geweckt wird. „Obwohl man sagen muss, dass das Spiel der Frauen in der Regel nicht so körperbetont ist“, erklärt Trainer Stefan Knüppel im Gespräch mit der NWZ.
Ganz verschwunden sind die Vorurteile aber noch nicht: „Wir spielen 90 Minuten, auf große Tore, auf einem normalen Platz, mit Abseits! Schreiben sie das bitte“, betont Yvonne Rasche, als sie sich an so manche Anfrage von männlichen Schiedsrichtern erinnert. „Weibliche Schiedsrichter sind tatsächlich noch Mangelware“, erklärt Sarah Berger und der Trainer ergänzt: „Dabei lassen die das Spiel häufig viel besser laufen.“
Beim letzten Pokalfinale der Bookhornerinnen, die in der Kreisliga spielen, verfolgten rund 400 Zuschauer das Spiel. „Wir haben schon einen recht guten Stamm an Fans“, so Stefan Knüppel. Aber insgesamt fehle es auch heute noch an der breiten Wahrnehmung: weniger Förderprogramme als bei den Männern, weniger Präsenz in den Medien, „das macht die Nachwuchsgewinnung schwierig.“
Die Damenmannschaft der SG Bookhorn trainiert immer dienstags und donnerstags um 19 Uhr auf dem Platz am Weberwinkel. Mitspielen können junge Frauen ab 16 Jahre.
Quelle: Nordwest-Zeitung vom 23.09.2016