Sg Bookhorn – Sönke Spille
32 Jahre lang war Horst Scherschanski Sportwart der SG Bookhorn. In der NWZ erinnert er sich an die Anfänge des Vereins.
Bookhorn. Eigentlich war Horst Scherschanski Tischtennisspieler. Gemeinsam mit seinen Freunden spielte er zu Beginn der 1970er Jahre beim TTC Bookhorn den Ball über die Platte. Dass er 2017 einmal an einem Tisch sitzen würde, in Bilderalben mit Fußballmannschaften sowie Vereinsfahrten in das benachbarte Ausland blättern und vom 40-jährigen Jubiläum „seines“ Sportvereins sprechen würde – damit hatte er damals wohl nicht gerechnet.
Bolzplatz auf dem Acker
Begonnen hatte alles mit der Lust aufs Bolzen in der Freizeit neben dem Tischtennissport. Mit seinen Freunden trug Scherschanski Freundschaftsspiele gegen benachbarte Vereine aus. Für die Begegnungen nutzten die jungen Sportler die Sportplätze der Gemeinde, wichen bis nach Delmenhorst aus. „Irgendwann wollte uns keiner mehr auf die Anlagen lassen“, erinnerte sich Horst Scherschanski. Für ihn und seine Freunde kein Problem: Aus der Not machten sie eine Tugend – und planten im Sommer 1977 den Bau ihres eigenen Sportplatzes.
Benno Heinken, Vater dreier sportbegeisterter SG-Pioniere, stellte seinen Kartoffelacker zur Verfügung. Nach der Kartoffelernte wurde der Platz planiert und der Rasen angesät. Noch im November fand die Vereinsgründung statt. Aus dem TTC Bookhorn wurde am 12. November 1977 die Sportgemeinschaft Bookhorn. „Wir wollten uns zunächst Fußballclub nennen, wollten aber auch anderen Sportarten anbieten, sich bei uns im Verein zu betätigen“, verriet Scherschanski. Der angesäte Rasen auf dem Platz wurde im nächsten Frühjahr noch als Heu verkauft. „Von dem eingenommenen Geld haben wir die Tornetze bezahlt“, so Scherschanski.
Pfosten aus Bayern
Die Torpfosten, damals noch aus Holz, wurden aufgrund der besseren Qualität ganz aus Bayern angeliefert und vor Ort von den Spielern eigens zusammengebaut. „Unser Vorteil war, dass wir einen Tischler und einen Zimmermann im Team hatten, die das problemlos hinbekommen haben“, so Scherschanski. Auch in der Folge waren die Fußballer nicht nur auf, sondern immer wieder neben dem Platz gefordert. Nachdem anfänglich noch ein Klassenzimmer der Schule als Umkleideraum genutzt wurde, baute die SG 1979 in Eigenregie aus einem ehemaligen Schweinestall ein Vereinsheim – bis vor einem Jahr der Anlaufpunkt der Vereinsmitglieder. 1980 folgte der Bau einer Flutlichtanlage, die bis heute für den Trainingsbetrieb dient. Drei Jahre später reichte ein Fußballfeld nicht mehr aus – ein zweites wurde hergerichtet. Zur Einweihungsfeier trug das Allstar-Team des SV Werder Bremen ein Freundschaftsspiel gegen die SG aus. „Stars wie der ehemalige Bundesligaspieler ,Pico’ Schütz sind dort aufgelaufen, über 200 Zuschauer waren da. Für unser Dorf war das unglaublich“, schwelgte Scherschanski in Erinnerungen.
Der Fußball stand damals wie heute im Mittelpunkt des Vereins. In der vierten Spielklasse startete Bookhorn, 1985 gelang mit Trainer Dieter Freese der zwischenzeitliche Aufstieg in die Kreisliga, heute spielt die 1. Herren in der 2. Kreisklasse. Daneben gründete sich 1982 eine Freizeitgruppe, die ihren Fokus auf gemeinsames Basteln, Schwimmen, Radfahren und Wandern legte. Vier Jahre spätere entstand daraus die Gymnastikgruppe – die bis heute zum Vereinsangebot zählt.
Mehr als nur Sport
Auch wurden immer wieder Vereinsfahrten nach Amsterdam oder Paris unternommen und das jährliche Vereinsfest mit Attraktionen wie Kunstradfahren oder Auftritten von Karate-Gruppen gefeiert. Nach der Wende veranstaltete die SG Bookhorn Freundschaftsspiele gegen Vereine aus Schönebeck und Dresden. „Nach den Spielen wurde ordentlich gefeiert, ehe die Gästeteams dann neben dem Platz gezeltet oder im Vereinsheim übernachtet haben“, erinnerte sich Scherschanski im Gespräch mit der NWZan die feuchtfröhlichen Abende.
Auch gehörte der Verein zu den ersten, die jeden Monat ein eigenes Vereinsheft mit Informationen aus den Mannschaften und Gruppen herausbrachten.
Scherschanski hat den Verein geprägt: Nach der Vereinsgründung übernahm er für drei Jahre den Posten des Vereinsvorsitzenden, danach wechselte ins Amt des Sportwarts, das er 32 Jahre ausübte. „Vor drei Jahren bin ich dann in die zweite Reihe gerückt“, erklärte er. Als stellvertretender Sportwart und einziger Schiedsrichter des Vereins ist er aber heute noch mehr als eng mit dem Verein verbunden.
Mit drei Fußballmannschaften nimmt der Verein aktuell am Spielbetrieb teil, dazu kommt die Gymnastikgruppe. Insgesamt hat die SG Bookhorn rund 185 Mitglieder. „Unser Ziel für die Zukunft ist es, weiterhin viel Spaß am Sport zu haben“, blickt Scherschanski in die Zukunft.
Quelle: Nordwest-Zeitung vom 23.08.2017