dk-Serie: Sportliche Rückblicke Vor 40 Jahren: Die SG Bookhorn wird gegründet. Bookhorn.
Die SG Bookhorn wird 40 Jahre alt und lebt noch immer vom familiären Flair. Der 180-Mitglieder-Verein begann einst als Thekentruppe auf einem Kartoffelacker – mit selbst gezimmerten Toren. Im Jubiläumsjahr steht die SG auf stabilen Füßen.
Am Samstag ist Horst Scherschanski natürlich wieder da, in seinem Wohnzimmer am Weberwinkel. Auf der Anlage seiner SG Bookhorn findet zum vierten Mal das Kleinfeld-Fußballturnier statt, das von der Bremer Firma Transgourmet gesponsert wird. 20 Mannschaften sind da, Hüpfburg und Torwand auch – und der ewige Bookhorner Scherschanski wird wieder am Rand stehen und seinen wachsamen Blick schweifen lassen. Es hätte allerdings weder Hüpfburg noch Torwand und nicht einmal Fußballer gebraucht, um ihn an diesem Tag auf die Anlage zu locken; er ist ja sowieso fast jeden Tag am Platz. „Ich muss doch sehen, ob der Rasen gemäht ist und da niemand Blödsinn gemacht hat“, sagt er.
Gründung im Keller
Es ist nicht nur für den 67-Jährigen ein besonderes Jahr, sondern auch für die gesamte SG Bookhorn: 40 Jahre wird der Club aus der 1000-Einwohner-Ortschaft alt, Scherschanski ist seit der Gründung mittendrin. Mit 15 Mitgliedern haben sie 1977 im Keller von Bruder Manfred angefangen, 180 sind es mittlerweile in den Abteilungen Fußball und Damengymnastik – „der Verein“, stellt Scherschanski fest, „ist gesund und stabil“. Wozu er in seinen 30 Jahren als Sportwart einen nicht unerheblichen Beitrag geleistet hat.
SG geht aus TTC Bookhorn hervor
Der Fußball ist seit vier Jahrzehnten das Kerngeschäft der Bookhorner, dabei hatte ihre Geschichte einst an der Platte und nicht auf dem Rasen begonnen. Die SG hieß eigentlich TTC Bookhorn und war ein Tischtennisverein – gekickt wurde nur als Thekentruppe auf den Plätzen der Nachbarvereine. Weil die irgendwann keinen Platz mehr frei hatten, mussten die Bookhorner ihren eigenen Fußball-Verein gründen – und zimmerten ihn sich buchstäblich in Handarbeit zusammen. Benno Heinken, der Vater zweier Spieler, überließ der Gruppe für eine überschaubare Pacht einen „Kartoffelacker“, wie Scherschanski erzählt, pflügte ihn sogar selbst und half beim Rasensähen – konsequenterweise gab er von da an bis 2012 den Platzwart. In Sachen Botanik waren die Bookhorner allerdings Laien, sie ließen das Gras erst einmal wachsen, schnitten es herunter und verkauften es für 200 Mark als Heu. „Wir wollten es erst einmal lang wachsen lassen, damit der Boden sich setzt. Das hätten wir gar nicht machen müssen, eigentlich war das Gras schon bespielbar“, erinnert sich Scherschanski.
Die Tore hämmerten sie auch selbst zusammen, aus Holzpfosten, die sie aus Bayern bestellt hatten. „Die Netze“, stellt Scherschanski ehrlicherweise fest, „haben wir aber nicht genäht, die waren schon fertig.“
1985 erster Aufstieg in die Kreisliga
Die Elf begann in der 4. Kreisklasse, der damalige Spielausschussvorsitzende Manfred Nolte drückte bei den üblichen Startproblemchen öfter mal ein Auge zu. „Ohne ihn wäre es für uns viel schwerer gewesen“, sagt Scherschanski. Zu Beginn gab es viele Niederlagen, nach Zugängen aus Delmenhorst ging es aber plötzlich steil bergauf. Bookhorn rollte die Klassen von hinten auf und schaffte 1985 den größten Erfolg der Vereinsgeschichte: Unter Trainer Dieter Freese stieg die erste Mannschaft in die Kreisliga auf. Damals stellte Bookhorn schon vier Teams. In der Vereinszeitung „Grön-Witt“ hieß es, in Anspielung auf finanziell potentere Nachbarvereine: „Der Erfolg wurde errungen, ohne dass lange Reden über Siegprämien geschwungen wurden.“
Zwei Herrenteams und eine Oldie-Mannschaft
Der Club hielt sich über Jahrzehnte zumindest immer in unmittelbarer Nähe der Kreisliga auf. Anfang der 2000er-Jahre gelang ein letztes Mal der Aufstieg, 2002 ging es dann aber zurück in die Kreisklassen, bis heute. 2007 und 2008 stieg Bookhorn sogar zweimal in Folge ab, inzwischen hat sich die Mannschaft in der 2. Kreisklasse stabilisiert. „Das ist in Ordnung, das ist unser Niveau“, sagt Scherschanski.
In der 5. Kreisklasse kickt noch eine zweite Bookhorner Herrenmannschaft, in der Oldie-Liga eine Ü40. Das Damenteam, das sich zwischenzeitlich dem Club angeschlossen hatte, hat sich mittlerweile wieder aufgelöst. Dem familiären Flair der SG Bookhorn hat das nicht geschadet. „Wir sind ein kleiner Verein, aber wir stehen zusammen“, sagt Scherschanski, der immer noch stellvertretender Sportwart ist. Neffe Maik ist Vorsitzender, die Söhne Karsten und Dennis sind ebenfalls im Club engagiert. Sie werden wohl alle da sein am 26. August, wenn die SG im Vereinsheim auch offiziell ihr Jubiläum feiert.
Quelle: Delmenhorster Kreisblatt vom 08.07.2017